Michael Ewen

Auf der Spur der Steine durch das Torhaus

Michael Ewen verbindet im BBK Skulptur, Fotografie und Malerei
Performative Kunst, sozial und politisch ausgerichtet, gewaltig in den Ausmaßen,
beherrscht die Dokumenta 14. Aber es gibt sie noch, die ganz individuelle, kleinformatige,
die frei erfindende Kunst, das Spiel mit den bildnerischen Mitteln, die Freude am
Entdecken von Besonderheiten im Alltäglichen, ohne gleich die Umweltkritik zu bemühen.
Michael Ewen ist einer, dessen Kunst im Kunsthaus des BBK die Lust am Gestalten in
hundert Bildformaten lebendig und vielseitig vertritt. Das sind Ansprüche an die positive
Wahrnehmung, an neugierige Augenmenschen. Und immer erfindet er sich neu.
Diesmal ist es nicht nur die Verbindung von Fotografie und Malerei, sondern auch die „Spur
der Steine“: Er hat selbst geformte Findlinge bemalt und beschriftet mit philosophischen
Gedankengut, gewidmet dem bestraften Sisyphos, Kain und Abel oder Karl Marx –
Menschen, die den ersten Brudermord in die Welt brachten oder die Menschheit aufklären
wollten.
Sie ergänzen als unübersehbare Stolpersteine die vielen Bildserien in sensiblen Grau-Blau-
Klängen, die unzählige Varianten der Vereinigung von Foto und Malerei, von Mischformen
und den unerschöpflichen Möglichkeiten der Collage durchspielen.
Oft sind es ganz formale Kompositionen. Waagerecht geordnet erinnern die Streifen an
norddeutsche Flachlandschaft. Vertikal gezogen werden es serielle Muster, lineare
Schwingungen entpuppen sich als Papierbögen, aus einer anderen Sicht betrachtet.
Der ungewohnte Blickwinkel lässt auf dem Arbeitstisch Spuren, alte Farbflächen,
vergessene Dinge ein fremdartiges Eigenleben führen. Michael Ewen ist aber nicht nur der
Ästhet, der aus Streifencollagen die Sprache der konkreten Kunst untersucht, die nur auf
sich selbst verweist. Er erfindet auch für existenziell Erlebtes Bildformen, um die
Erfahrungen zu verarbeiten. Malerei und Fotografie digital verbunden, verwandeln
eindeutige Inhalte in surreale Welten. Lichtinszenierung schafft Verfremdungen.
Manchmal entdeckt man Zitate aus der Kunstgeschichte. Und wer genau hinschaut, findet
sogar einen spöttischen Verweis auf Trumps Mundwerk. Michael Ewen wäre kein
Kunsterzieher, wenn er nicht auch Fotodokumente – hier aus dem noch friedlichen Syrien –
und reine Malerei beisteuern würde. Und sehenswert sind auch einige Videosequenzen.
Es gibt viel zu entdecken in dieser Schule des Sehens.

Marianne Winter, Artikel im Kulturteil der Braunschweiger Zeitung am 22. Juli 2017

Michael Ewen

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